Bettina Stark-Watzinger

Niedrigschwellige Hilfsangebote für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten notwendig

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in der Bundespressekonferenz
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in der Bundespressekonferenz, Foto: BMBF / Hans-Joachim Rickel

Mehr als 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sensibilisiert daher in einer deutschlandweiten Kampagne für das Ausmaß geringer Lese- und Schreibkompetenz und informiert über Hilfsangebote.

Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger:

„Alltägliche Dinge wie das Formular im Bürgeramt, die Anmeldung zum Elternabend oder der Patientenfragebogen beim Arzt stellen die vielen Erwachsenen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können, vor große Herausforderungen. Als Chancenministerium wollen wir das ändern. Dafür sind Hilfsangebote notwendig, die diese Erwachsenen niedrigschwellig erreichen. Studien zeigen, dass Menschen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen überdurchschnittlich oft ihren Hausarzt aufsuchen. Deshalb informieren wir in einer deutschlandweiten Kampagne zum Weltalphabetisierungstag 2022 in 8.000 Hausarztpraxen über spezielle Beratungs- und Lernangebote.“

Hintergrund

In Deutschland können 6,2 Millionen deutschsprachige Erwachsene nicht oder nur auf niedrigstem Niveau lesen und schreiben. Sie gelten als gering literalisiert. Viele von ihnen wollen das ändern. Einer aktuellen repräsentativen Befragung zufolge wünschen sich 41 Prozent der Menschen mit Leseschwierigkeiten, besser lesen und schreiben zu können. Auch andere Grundkompetenzen sind gefragt: Viele möchten besser mit Computer, Smartphone oder Tablet umgehen (43 Prozent) oder sich gut ausdrücken können (53 Prozent).

Gering literalisierte Erwachsene gehen häufiger zum Arzt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Sie sehen Arzttermine als besonders verbindlich an. Ärztinnen und Ärzte als Vertrauenspersonen sind deshalb besonders gut geeignet, auch geringe Literalität anzusprechen und auf Beratungs- und Lernangebote hinzuweisen.

In der Kampagne zum Weltalphabetisierungstag erhalten bundesweit 8.000 Hausarztpraxen Plakate, Flyer und Postkarten mit Informationen zu Hilfs- und Lernangeboten. Ärztinnen und Ärzte werden in einem begleitenden Brief informiert, wie sie Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten erkennen, ansprechen und ermutigen können. Die Kampagne ist Teil der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026 (AlphaDekade). Ziel ist, die Lese- und Schreibkompetenzen Erwachsener zu verbessern.

Die repräsentative Befragung wurde von der Stiftung Lesen zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts MOVE (Motivation und Verbindlichkeit im Alltag von Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf) durchgeführt.

Weitere Informationen

www.mein-schlüssel-zur-welt.de